Zwischenzone Ost

 
Europas östliche Grenze ist historisch und kulturell von ständiger Bewegung geprägt. Seit Jahrhunderten sind Städte wie Berlin, Wien, Warschau und Triest Schnittstellen ost- und westeuropäischer Kultur: Hier wird Austausch gelebt und Konflikte treten auf.

Die in der heutigen EU als ‘Osteuropa’ definierte Region umfasst Länder, deren europäische Zugehörigkeit vor historischem und zeitgenössischem Hintergrund nicht eindeutig ist: Staaten wie Russland, die Türkei und Griechenland befinden sich in einer gleichzeitig ‚inneren und äußeren Position‘. Dadurch entstehen neue Grenzen, an denen Konformität und Andersartigkeit zu Auseinandersetzungen provozieren. Deutschland spielt dabei eine zentrale und identitätsbildende Rolle in der EU – und sieht sich selbst noch immer mit seiner eigenen Ost-West-Vergangenheit  aufgrund der jahrzehntelangen inneren Teilung des Landes konfrontiert.

Das Konzert reflektiert die kulturelle Komplexität dieser Zwischenzone Ost und vereint Werke von Panayiotis Kokoras (Griechenland), Onur Yıldırım (Türkei), Georgy Dorokhov (Russland), der beiden in Deutschland lebenden Komponisten Jagoda Szmytka (Polen) und Sergej Newski (Russland), und des in Ostberlin geboren und aufgewachsenen Komponisten Helmut Oehring.

Das Ensemble Interface veranstaltet Konzerte an der geographischen und musikalischen Ost-West-Grenze und darüber hinaus. Zu den jeweiligen Aufführungen gibt es Einführungsgespräche, bei denen die Komponisten und Interpreten ihre Sichtweisen und Erfahrungen zum Thema „Europeness“ teilen und mit dem Publikum vor Ort diskutieren.

Like many other young Turkish composers, I feel somewhat like a musical immigrant. Even though I am formally educated in Western classical music and more proficient in it than I can ever be in traditional Turkish music, I can’t fully embrace either genre as my own—much like a second generation immigrant who is used to hearing his/her native language in the household, yet prefers the language of the host country to talk about matters too intricate to be expressed in the limited vocabulary s/he inherited from his/her parents. – Onur Yıldırım, September/November 2012

Aus der Sicht der Komponisten: Onur YıldırımHelmut OehringPanayiotis KokorasJagoda Szmytka